GOODBYE, ADOLF HITLER!

DIE ULTIMATIVE SHOW...

Südafrika hat Diamanten, Kuwait ist auf Öl gebaut und Deutschland? Deutschland hat seine Vergangenheit. Die stinkt zwar, aber dessen ungeachtet lässt sie sich auch prima vermarkten. Hitler sells! Braune Geschichte verkauft sich. Ob Spiegel oder Stern, BILD oder FAZ, in immer kürzeren Intervallen und immer schöneren Farben glotzt uns der Führer an. Im Fernsehen, in der Zeitung und jetzt auch noch im Kino und weltweit. Doch um die Massen mit Mutti an die Glotze oder mit der Popkorntüte an die Leinwand zu fesseln, reicht es längst nicht mehr aus, mit betroffener Stimme und pflichtschuldig eingestreuten Opferstatements die letzten Schnipsel aus den NS-Wochenschauarchiven aufzupeppen und auszustrahlen. Denn erstens sind bald auch die letzten Zeitzeugen unter der Erde, und zweitens gibt es kaum noch einen Meter Film aus der Zeit des Dritten Reichs, den man nicht schon hundertfach gesendet hätte. Was liegt da näher, als sich von der lästigen und mühevollen Pflicht der Aufklärung zu befreien und die Geschichte als Stoff zu begreifen, auf ihre Widersprüchlichkeit und Komplexität zu pfeifen und nach bewährtem Hollywood-Muster neu zu arrangieren. Das Dritte Reich als familientaugliches Rührstück irgendwo zwischen "Moby Dick" und "Titanic". Doch was hilft es, diese Misere zu beklagen. Wir wollen lieber selbst aktiv werden und sie prophylaktisch schon mal dahin treiben, wo sie ohnehin bald sein wird. Dabei berufen wir uns auf niemand geringeren als Friedrich Schiller, der einst an Goethe in Weimar schrieb: "Überhaupt glaube ich, dass man wohl tun würde, immer nur die Zeit und die Personen aus der Geschichte zu nehmen und alles übrige zu erfinden, wodurch eine Gattung entstünde, welche die Vorteile des historischen Dramas mit dem erdichteten vereinigte". Vielleicht gelingt es ja, die Verwertung der finsternsten Seite der deutschen Geschichte auf ein solch hohes Niveau zu treiben, dass anschließend die Spekulationsblase in sich zusammenfällt. Klappe zu, Hitler tot?
Willkommen zum großen NS-Unterhaltungsabend, willkommen zur "Ultimativen Hitler-Show" am 20. November mit Jürgen Kuttner, Sophie Rois, Christoph Schlingensief, Jonathan Meese, Henry Hübchen, Brigitte Cuvelier, den Titanic Boys u.a.. Im Anschluß an die Show das Gespräch zum "Pop-Phänomen Adolf Hitler" im Roten Salon mit Klaus Theweleit und Jens Jessen (Die Zeit), angefragt ist Micha Brumlik (Fritz Bauer Institut).